Freitag, 9. Juni 2006

Mexiko

Komme gerade aus der Vorlesung zur mexikanischen Kunst. Es gibt wenige Stile/Kunstrichtungen, die bei mir eine derartig makabre Faszination auslösen. Jugendstil gehört dazu, und eben die Kunst der Olmeken, Tolmeken, Azteken und wie sie alle heißen.
Geboren werden, gefressen werden. Blut, um die Schuld bei den Göttern abzubezahlen. Krieg, um Gefangene opfern zu können. Als auserwähltes Volk erobern und die Segnungen der eigenen Kultur möglichst überall hin tragen.
Den Heiligen Kaktus anzapfen, um in tagelange Trance zu verfallen. Sich in einen Jaguar verwandeln. Zum Vogel werden. Den Lauf der Gestirne berechnen. Tempel bauen, die als gigantische Sonnenkalender funktionieren. Sie hatten berechnet, dass der von der Kriegsgottheit Huitzilopochtli vertriebene Gott Quetzal Coatl im Jahr 1519 unserer Zeit wieder zurückkehren sollte. Als hellhäutiger Krieger. In diesem Jahr landeten tatsächlich Weiße in Mexiko - es waren Spanier. Und innerhalb kürzester Zeit gab es im Reich der Azteken von 15 Millionen Menschen nur mehr eine.
Starr, unerbittlich, beängstigend - so erlebe ich die Kunst Mexikos aus vor-spanischer Zeit. Eine Dia-Projektion genügt, dass ich mich fühle wie ein Hund, der am liebsten den Schwanz einziehen und flüchten möchte. Die Darstellungen treffen einen uralten Nerv, der unbeeindruckt geblieben ist von Kühlschrank, Computer, Mercedes Benz.

Tlaloc, Gottheit des Regens

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