Samstag, 30. Dezember 2006

rauhnachts-meditation n°6

6. Rauhnacht: 9 der Kelche


Karte aus dem Crystal-Tarot
Zu nehmen, zu geben des Glückes Gaben,
Wird immer ein groß Vergnügen sein.


Goethe

Freitag, 29. Dezember 2006

rauhnachts-meditation n°5

5. Rauhnacht: Prinzessin der Kelche


Karte aus dem Goddess Tarot

Ich lese Luisas Buch Das Gras wachsen hören. Die spirituellen Fähigkeiten des Körpers jetzt zum ... ca. 3. Mal. Und dieses eine Kapitel - Sex und spirituelle Energie - liegt mir schon wieder quer in der Kehle. Beim Bild der Prinzessin der Kelche muss ich daran denken.

Männer sind faul. Trotz der dramatischen Veränderungen, durch die Frauen gegangen sind, verhalten sie sich immer noch, als hätten sie es gar nicht nötig, auf Frauen einzugehen oder über ihr Verhalten und die Grundmuster von Beziehungen nachzudenken. Stattdessen machen sie den Frauen Vorwürfe: Weil ihr so stark seid, suchen wir uns Schwächere, "Emanzen" als Auslöserinnen für Kinderprostitution? Auf die Idee, endlich einmal an den verkrusteten Strukturen der Mann-Frau-Beziehung zu arbeiten, kommt kaum ein Mann.
S. 90 f

Frauen sind fair. Sie schreiben selten Bücher, in denen sie sich über die Versuche der Männer lustig machen, mit einer Frau "guten" Sex zu haben.
S. 86 f

Wenn Frauen so ehrlich wären wie in Frauengruppen, würden sich Männer nicht mehr ohne ihren Therapeuten auf die Straße trauen.
S. 86

So.
Ich werde mich hüten, die Sauereien, die Frauen immer noch und immer wieder, rund um den Globus, im Verborgenen und in der Öffentlichkeit erdulden müssen, hier schön zu reden. Ich will sie auch nicht übersehen. Ich will nur über was anderes schreiben. Nachdem viele Frauen (und Männer) Luisas Bücher lesen, gehe ich davon aus, dass sich eine nicht unerhebliche Zahl in dem Geschriebenen wieder erkennt. Und wer bei den obigen Auszügen "Ja! Stimmt!" gerufen hat, dem möchte ich sagen: es gibt Licht am Ende des Tunnels.

Es wird persönlich. Aber anscheinend muss es ja sein. "Wenn Frauen so ehrlich wären wie in Frauengruppen..."

Zunächst einmal: vielleicht ist es eine Generationsfrage, vielleicht gibt es tatsächlich so etwas wie "neue Männer", vielleicht hab ich Glück gehabt, oder die Luisa Pech, vielleicht ist es einfach das Leben, jedenfalls: in meinen Beziehungen und Liebschaften hab ich das so nicht erlebt. Die Männer, denen ich selbst mein Herz nicht gänzlich öffnen wollte (Hosenscheißer-Symptom), lasse ich hier einfach aus. Denen, die ich geliebt habe und liebe, kann ich guten Gewissens ein "Sehr gut!" ausstellen.


Alles Männer, die mich auf der Suche nach der Weibskraft nicht nur unterstützt, sondern in Riesenschritten weitergebracht haben. Männer, die bereit waren, der Wilden zu begegnen. Und, für mich besonders schön: sie haben mich auch den Wilden Mann kennenlernen lassen und mein Vertrauen in meine eigene Männlichkeit gestärkt.
Diese Lieben haben meine spirituellen Kanäle nicht geschlossen, wie von Luisa behauptet wird, sondern sie im Gegenteil weit geöffnet. Dementsprechen wurde auch der Sex zum Gebet, zu einem Tanz, einem Ausdruck purer Lebensfreude und Liebe.

Es wird gerne behauptet, dass Männern die Auseinandersetzung mit der wilden Ursprünglichkeit einer Frau Angst macht; dann werden sie gerne als Schwanzeinzieher gehandelt. Frauen, die aus Angst vor dem Einlassen Schaden bei sich und anderen anrichten, kommen meist ungeschoren davon (oder mit dummen "Ah, die Weiber..." - Kommentaren). Vielleicht ist das nur gerecht (Frauen die sich einlassen, werden ja auch recht häufig wieder "zurechterzogen"). Schwanzeinzieher gibt's bestimmt zur Genüge. Zum Thema "Wildheit" möchte ich nur kurz anmerken, was mir ein Freund einmal erzählt hat - es war ein sehr persönliches Gespräch, aber ich denke, unter diesen Umständen darf ich es erwähnen:

Er hat mit Frauen geschlafen, die sich selbst wahrscheinlich als "wild" bezeichnet hätten. Kratzen, beißen, schreien - alles dabei. Er war verliebt, hatte den ehrlichen Wunsch, den Frauen nahe zu sein, sich vorzutasten, zu forschen, Liebe zu machen. Es ging nicht, weil er irgendwann feststellen musste, dass sie ihre Körper "abgeschaltet" hatten, da ging nix durch außer beinah roher Gewalt. Sie hatte keine rechte Freude daran, er auch nicht, also haben sie geredet. Das fand ich sehr lustig, weil es ja oft heißt, dass die Männer zu den Prostituierten gehen, um "einfach nur zu reden"... Ja klar, ein guter Liebhaber muss schon sozusagen mit dem Hirn einer Frau Liebe machen können.

Meine Mutter hat mir erzählt, dass manche ihrer Klienten - besonders Frauen - bei der Shiatsu-Massage gewisse Berührungen einfach nicht spüren, selbst wenn sie mit der ganzen Hand und recht beherzt zugreift. Nix da. Körper ausgeschaltet. Warum das so ist, ist in jedem Fall verschieden, aber es hat fast immer auch was mit der Angst vor der eigenen Kraft zu tun.

Ich denke nicht, dass mit "Wildheit" diese fast schon körperliche Gewalt gemeint ist. Ich bin dieser Form von Vorlieben einmal begegnet und durfte sie frohen Herzens unter "Nein, nicht nochmal" einreihen.


Bei der Prinzessin der Kelche geht es für mich um die Entfaltung der weiblichen, wässrigen Kraft - sanfte Stärke, sagen die Chinesen. Wasser trägt über kurz oder lang jedes Hindernis davon. Fällt es von der Klippe, zerschellt es nicht am Boden - es kommt wieder zusammen. Das ist also keine Wildheit, die kratzt und beißt, finde ich (außer sie möchte, hehe), eher wie ein wilder Gebirgsbach - der natürlich ebenso furchteinflössend und ehrfurchtsgebietend sein kann - weil ihn einfach nichts zurückhält.

Ich habe als junges Mädchen häufig davon geträumt, eine Frau befriedigen zu müssen. Das waren riesenhafte, wilde, unheimliche Frauen, bei denen ich einfach nicht wusste, wo ich anfangen soll. Ich hatte panische Versagensangst. Es hat seine Zeit gedauert, bis ich vor meiner eigenen, wilden Ursprungskraft keine Angst mehr hatte. Ab diesem Zeitpunkt haben sich auch diese Träume verändert, ich wurde zur Handelnden, tauchte in mir selbst unter, fühlte mich geborgen und voller Kraft. Ich kann jetzt zum Mann werden, wenn ich möchte; und habe erfahren, dass in einer Beziehung zwei Paare zusammenkommen: Mann und Frau, seine Anima, ihr Animus.

Jeder Mann, der angesichts der großen Aufgabe, eine Frau zu befriedigen, zittrige Knie kriegt, hat also mein ganzes Mitgefühl. Ja, Frauenkörper sind komplexer, verschachtelter, anders vernetzt. Selbst hochsensible Männerkörper sind häufig weniger empfindlich als Frauenkörper, die Lust spielt sich noch mehr im Hirn ab. Eine Frau kann sich bei der Zeitungslektüre einen runterholen, darüber staunt der Mann nur so. Aber statt die Männer darob zu bemitleiden, oder sie sensibler machen zu wollen, kann man die ganze Sache ja umkehren und als Glück ansehen - weil sich beide Seiten wunderbar ergänzen.

Ja, klar, faule LiehaberInnen gibt's genug. Aber ich gehe wieder nach dem Spiegel-Prinzip: wenn mich ein Sex ungesättigt und unglücklich zurückgelassen hat, dann war ich eben noch nicht bereit für was "Besseres". Wenn ich keinen Orgasmus habe, dann liegt's nicht am anderen - der kann noch so hingebungsvoll werkeln, wenn etwas in mir nicht aufmachen mag, dann eben nicht. Der Körper hat schon seine Gründe.

Donnerstag, 28. Dezember 2006

rauhnachts-meditation n°4

4. Rauhnacht: Der Stern


Karte : Goddess-Tarot
Buch:
Das Gras wachsen hören, von Luisa Francia
Tee: Pfefferminz

Mittwoch, 27. Dezember 2006

rauhnachts-meditation n°3

3. Rauhnacht: 6 der Münzen


Karte aus dem Crystal-Tarot

Der Himmel neigt sich der Erde zu, die Erde wächst in den Himmel: ein Bild des Austauschs. Der März.

Keine Kleinigkeit bleibt unbeachtet, nichts wird über- oder unterschätzt. Die Grenzen zwischen Herrschern und Beherrschten sind Illusionen, denn beide brauchen einander.

Der Körper, die Materie, wird ausgelüftet und das Gemüt bekommt frischen Schwung durch die aufsteigende Lebenskraft. Oben und Unten tauschen sich aus: der dunkelste Erdboden bekommt Informationen aus den höchsten Höhen. Das Dunkle ernährt das Helle.

Alle Teile tun sich zusammen, damit neues Leben entsteht.

Dienstag, 26. Dezember 2006

rauhnachts-meditation n°2

2. Rauhnacht: 4 SchwerterKarte aus dem Crystal-Tarot

Ich denke an die schönen, samtdunklen, ruhigen Nächte, in denen der Mond in mein Zimmer scheint und sich auf mein Bett legt.
Das wunderbare Gefühl, wenn man erschöpft in die Laken gleiten kann und sich die Nacht als kühler Schleier auf die Stirn legt.

Das Hirn eine Runde abhängen lassen, wie auf der Wäscheleine.

Die 4 Schwerter tauchen als Ratschlag gerne auf, wenn alles was ich brauche, eine Portion Schlaf ist. Wenn ich renne und renne, und mit dem Hirn durch die Wand zu verstehen versuche. Wenn ich vor lauter Eifer übersehe, dass ich nicht immer über einen Stein steigen muss, sondern dass der Weg frei ist - oder dass sogar überhaupt nichts zu tun ist.

Es gibt eine schöne Meditation, die mich an das Bild der 4 Schwerter erinnert; die Konzentration auf den Ursprungspunkt, genau im Zentrum des Schädels.
Überhaupt ist das Zurückziehen des Geistes auf einen Punkt - sei es zwischen den Augenbrauen, oder am Bauchnabel, oder im Herz... - ein wunderbares Mittel zur Erholung. Wenn der Rückzug mit dem Rauschen des Atems verbunden wird, entsteht bewegte Konzentration; was vorher geklemmt hat, kommt wieder in Fluss.

Im Februar merke ich, wie ich Lust auf den Frühling kriege, aber der klemmt noch, will nicht so richtig. Natürlich dauert es dann besonders lang. Das geschäftige Tun aber ist noch völlig umsonst, die Pflanzen und Säfte lassen sich Zeit.

Dann brauche ich Er-Holung im Sinne von Nichts-Tun, Abwarten, Ruhen, Besinnen. ErHolung - fragt sich nur, was holt da was zurück? Ich hole meinen Geist wieder in die Mitte seines Hauses, richte ihm in meinem Körper einen Ort ein, wo er sich sammeln kann und rastet. Guter Plan für den Februar...

Montag, 25. Dezember 2006

rauhnachts-meditation n°1

1. Rauhnacht: Die Welt

Karte aus dem Crystal-Tarot

Ein Kreis schließt sich – ich drehe mich auf der Spirale eine Ebene höher. Ich sterbe ein kleines Stückchen mehr auf dem Weg zur Vollendung:

Januar – die Zeit, in der mich die Todesangst packt. Ich liege wach, warte darauf, dass mein Herz einfach zu schlagen aufhört – was wird passieren?

Ich stelle mir das Sterben vor; ein großes, letztes Ausatmen… oder vielleicht ein Eingeatmet-Werden von der Welt.

Überhaupt, das Atmen…

Ich lasse die Welt in mich durch meine Arme, meine Lungen, aber vor allem durch mein Herz. Ich breite die Arme aus, im Yoga, ich atme mich selbst groß und frei, bis sich mein Innerstes so geräumig anfühlt wie ein ganzes Universum. In solchen Momenten erkenne ich, dass in mir Platz ist für die Fülle und Vielfalt der ganzen Welt; ohne Wertung, bloß bestaunend, haltend, und voller Freude.

Yoga ist das „Joch“, das bindet. Keine Unterdrückung, sondern Zusammen(d)rücken und Vereinigen aller Teile. Gliedmaßen bewegen sich zueinander, Gelenke verankern sich ineinander, geben Stabilität und Kraft. Aus ihr kann echte Größe wachsen:

eine Dehnung, die umso höher wächst, je mehr die Muskeln in den Tiefen sich daran erfreuen lernen, ihr Halt zu geben.

Wie weit reicht dann meine Dehnung?
Wie weit strecke ich meine Körperwelt in die Außenwelt hinaus?
Wie weit getraue ich mich, die Verkettung zu erkennen?

Bis zum Kind, das meine Abgase einatmet?
Dem Baum, der mir jetzt als Unterlage für mein Frühstück dient, oder auch für den Computer, an dem ich jetzt schreibe?
Bis zum Bauern, der mir meinen Nachmittagskaffee gepflückt hat?

Erkenne ich, dass ich durch die Körperwelt das gesamte Universum berühren kann? Die Energie folgt immer den Gedanken; dem Herzen.

Ich gehe auf Boden, der schon viele vor mir getragen hat: ich atme dieselbe Luft wie sie, ich höre ihre Musik, lebe in ihren Häusern, betrachte ihre Bilder, lese ihre Bücher.

Mit einem offenen Herzen die Welt berühren heißt für mich, selbst in sie hinein zu gleiten und die Welt zu werden.

Der Stier, der Löwe, der Adler, der Engel: Ausdauer, Mut, Scharfsinn, Liebe; sie ergeben Schönheit, Frei-Sein.

Für den Januar wünsche ich mir, Fähigkeiten zu entwickeln, mit denen ich auch den hässlichen Seiten des Lebens (und damit auch meinen eigenen) heiter und unverzagt begegnen kann, um sie durch ein weites Herz hindurch in die Schönheit zu heben.

Donnerstag, 14. Dezember 2006

zeiger


Morgen früh fährt mein Freund nach Hause, am Montag ich. Ich freue mich auf 4 Wochen mit Freunden, Maroni, gutem Bier und Erhebungen im Gelände die nicht nur aus Laub bestehen. Ich freue mich auch auf weniger Regen.
Ich werde alle Baumfreunde besuchen und meinen Lieblingsplatz am Fluss aufräumen.
Außerdem endlich wieder Yoga unter Aufsicht betreiben,
und auf dem Schlossberg über die Stadt blicken.
Raucher in den Lokalen (obwohl sie mir nicht abgegangen sind...)
In der letzten Woche kommt der Herzensmann mich besuchen. Darauf freu ich mich natürlich auch sehr.

Ich bin neugierig, gespannt - fast so stark wie vor meiner Abreise hierher. Der Zeitpunkt ist genau richtig: zurückkommen und mich vom Vertrauten umfangen lassen wie von einer schützenden Haut. Hinuntersinken. Körper und Geist Zeit geben, das Gelernte und Erlebte zu integrieren: 4 der Schwerter.

Und obwohl die Freude auf die Heimreise über die Panik gesiegt hat, merke ich, wie irgend etwas in mir langsam aber sicher durchzudrehen beginnt. Nur noch ein Semester! Nur noch ein Semester!!! Die 4 Monate hier sind vergangen wie 2 Jahre und 4 Wochen zugleich. Ich werde in Wien landen und mich fühlen als wäre ich gestern durch den CheckIn spaziert. Plötzlich wird es Juni sein und ich werde meine Zeugnisse holen und die Koffer packen. Und dann frage ich mich, woher der Liebste die Ruhe nimmt, mit der er den rasenden Zeigern begegnet...

Gut, er hat 6 Jahre Lebenserfahrung mehr, 6 Jahre mehr um zu lernen, dem Leben zu vertrauen. Ich stecke grade mitten im Training. Gehe die Wände rauf und runter oder heule unter der Dusche; mag nicht spüren wie vergänglich alles ist. Dann fange ich an, Rechenübungen zu machen: ist es deswegen so schön, weil es so begrenzt ist? Wenn unsere Beziehung nicht mehr so schön ist, wird sie dafür länger?

Dann breche ich irgendeinen Streit vom Zaun, am Ende lachen wir und alles ist wieder ganz natürlich, frei, selbstverständlich. Die Zeit vergeht wieder wie im Flug. Mist.

Es hilft wohl alles nix und ich muss einsehen, dass mein Wunsch in Erfüllung gegangen ist - ich liebe einen Mann der mich liebt und wir befreien uns gegenseitig. Und über allem hängt ein Totenkopf.