Sonntag, 11. Juni 2006

Alte Häute

Habe in alten Tagebüchern gelesen – ein Ausflug zu meinen alten Ichs. Lag auf dem Boden, draußen haben sich Sonne, Wolken und Wind ausgetobt. Hin und wieder kam er zum Fenster rein, hat sich in den Seiten und in meinen Haaren verfangen. Es hat mir das Gefühl dafür wiedergegeben, wie sehr alles fließt, zerrinnt und sich neu formt. *lach*
Diese alten Versionen von mir sind wie alte Häute, die ich abgestreift habe. Aber es ist schön, sie wieder herauszuholen, zu betrachten. In viele passe ich nicht mehr hinein. Respektieren und achten muss ich sie dennoch. Denn Stücke davon sind mir zu Teilen meiner heutigen Haut geworden, die wieder Teil einer nachkommenden Haut sein wird, die wiederum…
Meine Vergangenheit war ein K(r)ampf, ich lese da von so viel Aufregung, so viel Theater, Unglück, Unsicherheit, Verwirrung. Damals habe ich es nicht so gesehen, aber heute muss ich lachen und kann sagen, dass die Pubertät wirklich die schlimmste Zeit des Lebens ist. Dabei war meine gar nicht mal so übel.
Das alte Ich, das mich noch festhält, ist das sehn-süchtige. Ich habe mich aus beinah allen krankmachenden Häuten herausschälen können, aber im Männer-Karussell sitze ich noch immer. Als ich gestern so dagelegen bin - die Sonne in den Augen, den Wind in den Haaren und Sommer in der Nase – ist mir für kurze Zeit klar geworden, wie unglaublich ruhig und zufrieden ein Leben außerhalb dieses Karussells sein könnte. Der Entschluss ist gefasst, ich werde aussteigen.

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