Es ist schwer in Worte zu fassen, was mir in den letzten Tagen aufgegangen ist, aber ich denke, es ist nicht viel mehr als die "Katastrophe", die jeder Mensch mit sich herumträgt. Meine Katastrophe ist die Tatsache, ein nicht-gewolltes Kind zu sein. Zu feinfühlig gewesen zu sein, zu früh Dinge erkannt zu haben. Ich war als Kleinkind bereits der Illusion beraubt, glückliche Eltern zu haben. Ich habe mich zur Mittlerin gemacht, weil ich es nicht ertragen konnte, wie die beiden aneinander vorbei kommunizieren. Oder eben gar nicht kommunizieren. Und jetzt merke ich, dass es rein GAR NICHTS gibt, was ich gegen das Unglück dieser zwei Menschen tun kann oder soll oder darf. Ich fühle mich etwas verloren, ziemlich hilflos. Aber es ist gut so. Irgendwann muss mensch ja begreifen, dass er sich um seinen eigenen Kaffee zu kümmern hat.
Jetzt geht’s ja wieder, aber vor ein paar Tagen ist mir meine kleine Katastrophe ziemlich auf den Schädel gerummst. Aber mitten in meinem persönlichen Weltuntergang habe ich mich so lebendig gefühlt, so schön (in meinem ganzen Würmchen-Dasein). Ich habe gefühlt, wie kräftig mein Herz ist, dass es mich einfach ganz stur durch die hässlichsten Augenblicke trägt.
Ich habe schlagartig gesehen, wonach ich mich in Wirklichkeit sehne, auf was ich wirklich hungrig bin. Ich konnte in mich hineinsehen, auf so ein kleines, ziemlich vernarbtes Mädchen, das mir auch ehrlich gesagt hat, wie furchtbar gemein und unfair es das alles findet. Ich denke, der kurze Augenblick dieser ganz nackten Begegnung wird mir helfen, in Zukunft die "echte" Seelen- und Körpernahrung von der Ersatzbefriedigung zu trennen.
Jetzt liege ich morgens im Bett und genieße mein Dasein, genieße sogar, dass es weh tut, dass ich mich klein fühle, mich auf den Boden fallen lassen kann.