Mittwoch, 2. August 2006

Haltung bewahren. Stellung beziehen.

Wollte eigentlich etwas zum Thema Komplimente schreiben, das mich zur Zeit sehr beschäftigt. Habe aber bei einer Bloggerin über Menstration gelesen - und meinen Plan verworfen. Habe gestern meine Regel bekommen und bin erstaunt: über meinen Körper.


Erstens: mein Frühwarnsystem hat sich ausgeschaltet. Normalerweise ziehen die Brüste einige Tage vor der Regel. Diesmal: nichts. Plopp, war sie plötzlich da, ohne Vorwarnung, ohne nichts.

Zweitens: ich habe keine Schmerzen!

Die intensive Auseinandersetzung mit meiner Haltung und meinem Beckenboden in den letzten Wochen hilft jetzt anscheinend dem Bauch, zu entspannen. Erstaunlich, was ich beim Yoga alles herausgefunden habe:

ich sperre meinen Brustkorb ein, zurre die Schultern nach hinten, weil meine Brüste groß sind und ich Angst habe, dass sie "baumeln"...

ich gehe ins Hohlkreuz, seit ich denken kann - warum eigentlich? Vielleicht weil ich gelernt habe, dass man so einen "schönen" Hintern bekommt?

Wenn ich jetzt die Beine spiralig in den Boden schraube, die Füße die Erde treten lasse, das Becken in den Boden senke, das Brustbein hebe, mich dehne und öffne, erfüllen mich Gefühle des absoluten Glücks. Zugleich muss ich gegen Impulse ankämpfen, die mich wieder in die alte Haltung zurück ziehen. Aber es lohnt sich, die Augenblicke des Widerstands und des Zweifels auszustehen.

Ich kann nichts in und an mir verändern, solange sich in der Haltung meines Beckens der Gedanke ausdrückt, dass ich hier bin, um zu gefallen. Ich kann nichts verändern, solange ich meine Brüste zu kontrollieren versuche, weil sie mir oft zu groß sind und ich es nicht mag, wenn sie Aufmerksamkeit erregen. Ich kann mich nicht bewegen, ohne meinen Atem zu befreien, den ich einsperre damit mein Bauch sich nicht wölbt. Wenn ich meine Haltung geändert habe, stehe ich plötzlich vor einer hohen Mauer aus verkrusteten Gedanken, Gefühlen, Meinungen. "Wo willst du hin, mit diesen gelösten Schultern, diesem freien Brustkorb!?", fragen die Wächter auf der Mauer. Ich gehe auf sie zu. Mein Atem fließt, mein Bauch wird rund. Zweifel. Mein Becken sinkt, die Leisten werden flach, der Beckenboden ist stark. Ich fühle, es ist gut. Ich denke, dass ich den Schutzschild verliere, den sonst mein herausgestreckter Hintern bildet. Ich bin nackt. Hässlich. Schutzlos.

Es ist ein Wagnis. Ich muss Schönheit neu suchen, dort, wo es sich gut anfühlt. Es gibt "da draußen" keine Augen, die mich so streng betrachten, wie ich mich selbst. Ich darf geduldig bleiben.

Mein Körper wird weicher, offener, dehnbarer. Er meldet immer mehr, weil er spürt, dass ich immer genauer zuhöre: Schmerzen, Glückshormone, Offenheit, Angst, Beweglichkeit, Stärke, Freude...

Mein Mantra: Achtsamkeit.

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