Dienstag, 8. April 2008

von außen betrachtet

Eine Handvoll, oder auch ein paar Dutzend Menschen treffen sich in einem Raum.

Vielleicht kennen sie sich schon lange, vielleicht gar nicht.

Ohne Worte wissen sie, wohin sie sich stellen oder setzen müssen.

Sie nehmen Werkzeuge und beginnen, die Luft zum Schwingen zu bringen.

Es gibt dafür Gesetze. Aber nicht alle sind festgelegt. Und viele wollen neu gefunden werden.

Vielleicht beginnen jetzt einige zu sprechen.

Die Worte sind knapp, präzise, geladen. Die meiste Zeit verbringen die Menschen schweigend.

Das wichtigste Gesetz in diesem Raum lautet "Zuhören".

Freiwillig kehrt jeder sein Innerstes nach außen, verschmilzt mit den anderen. Das alles im Namen der schwingenden, vibrierenden Luft zwischen ihnen.

Wenn es vorbei ist und die Menschen wieder gehen, kennen manche vielleicht noch immer nicht die Namen der anderen.

Trotzdem liegt Wärme und Fürsorge zwischen ihnen; Freundschaftlichkeit.

Das ist es, was mich am Konzept Musik immer wieder so erstaunt.

5 Kommentare:

Sati hat gesagt…

"Und wenn die Schwingungen schon lange im All verschunden und auf ewig verwandelt sind, beginnen an anderer Stelle Menschen den Versuch, sie festzuhalten, zu analysieren und zu bewerten, statt lieber selbst ein Werkzeug zu bedienen, da, wo sie gerade sind."

Soviel nochmal, um meiner Abneigung gegen Musik-und-sonstige-Berufs-Kritiker erneut zu frönen.
Sehr treffender Post, genau so isses!
Musik machen ist im Grunde Reduzierung auf´s Wesentliche und dabei gibt es selten was zu sagen -und etwas vortäuschen, was nicht ist, geht auch nicht.
Anuja

artemis hat gesagt…

Hallo!

Soviel nochmal, um meiner Abneigung gegen Musik-und-sonstige-Berufs-Kritiker erneut zu frönen.
Sehr treffender Post, genau so isses!


Aha! Und ich fröne weiterhin meiner Lust an der Musikkritik! Dann ist ja alles klar - wir können uns nicht leiden! :)

"Und wenn die Schwingungen schon lange im All verschunden und auf ewig verwandelt sind, beginnen an anderer Stelle Menschen den Versuch, sie festzuhalten, zu analysieren und zu bewerten, statt lieber selbst ein Werkzeug zu bedienen, da, wo sie gerade sind."

Ich kann die Gedankengänge hinter dieser Aussage gut verstehen. Mein musikalisches und auch andere Betätigungs-Felder bringen es nur mit sich, dass ich zB Analyse sehr zur schätzen weiß. Forschung, Vergleich, Analyse etc. sind EINE Methode, sich Musik anzunähern, die zu bestimmten Zwecken eingesetzt werden sollten - zu anderen ganz ungeeignet sind.

Gerade auf dem Gebiet der Kunst könnte man ganz böse behaupten, dass sich viele zu Experten erklären um dann öffentlich kundzutun, dass "das ja keine Kunst sei!"; oder aber mit aberwitzigen Satzkonstruktionen davon abzulenken versuchen, dass sie in dem Haufen Nägel vor sich auch nur diesen Haufen zu erkennen vermögen. Das ist nicht gegen dich gerichtet, nur etwas, das mich schon länger beschäftigt...

Es ist eine Gratwanderung, ganz klar. Kunstkritik soll, wie jede andere Kritik auch, ein Werkzeug sein. Ich möchte nicht behaupten, dass jeder theoretisch sattelfest sein muss, um Musik/Kunst zu verstehen und zu genießen. Ich möchte auch nicht behaupten, dass Einfühlung allein ausreicht, denn manche Kunst/Musik möchte auch den Verstand kitzeln. In beiden Fällen kann es wunderbar sein, einen "Experten" zu finden, der uns die entscheidenden Schlüsselworte flüstern kann. Dann entfaltet sich vielleicht eine zuvor mittelmäßig beeindruckende Leinwand zu einer vielschichtigen Inspirationsquelle.

artemis hat gesagt…

In diesem Zusammenhang viell. noch ein paar Worte zu den "klassischen" Musikern ("" deshalb, weil unter diesem Begriff einfach ca. 400 Jahre Musikgeschichte gelagert werden, was mir persönlich zuwider ist). Manchmal höre ich, dass die ja nix anderes tun, als blöd vom Blatt zu spielen, was sich ein Mensch vor ein paar 100 Jahren ausgedacht hat. Abgesehen davon, dass ich es nicht für unkreativ halte, sich mit "dem Alten" zu beschäftigen, ist es außerdem pure Illusion zu glauben, man könnte völlig unbeschwert von der Geschichte sein ganz eigenes Ding machen.

Meine Hauptrichtung ist Barockmusik und die lebt wirklich davon, wenn die Musiker ihr eigenes Ding machen. Ist jemandem mal aufgefallen, wieviele Gestaltungsmöglichkeiten der Generalbaß gibt? Dass die Sololiteratur dieser Zeit nur dann Leben gewinnt, wenn ein ebenso theoretisch sattelfester wie frei denkender und kreativer Musiker sie interpretiert?

Übrigens wollte das Publikum damals lachen, weinen, verzweifeln, seufzen, und generell tief berührt werden. Allein das lohnte sich ja schonmal abzuschauen. :)

Sati hat gesagt…

"Übrigens wollte das Publikum damals lachen, weinen, verzweifeln, seufzen, und generell tief berührt werden. Allein das lohnte sich ja schonmal abzuschauen."

Na, das ist doch genau der Punkt und sprach ich doch...
Für mich geht es halt ausschließlich darum - um das Berührtsein, Verschmelzen, Aufgehen in und durch Musik - alles andere ist mir wurscht.
Zu intellektueller und anderweitig-geistiger Erbauung nutze ich selbst einfach andere Quellen.
Hinzufügen möchte ich noch, daß viele Klassik-Musiker ihre Tätigkeit selbst als stereotyp und/oder mechanisch empfinden (gerade gestern sprach ich noch mit einer ehemaligen Orchester-Musikerin drüber) und dann möglicherweise über andere Musik-Zugänge das Berührtsein durch Musik wiederfinden.

Bist du denn zwangsläufig Musik-Kritikerin? Und selbst dann - werde ich dich - vielleicht - trotzdem noch leiden mögen.

Anuja

Ursel hat gesagt…

Hmm,
vielleicht solltet Ihr lieber zusammen musizieren ?

LG Ursel