Donnerstag, 26. Juli 2007

gebaut, gekocht, gegessen


Das ist er also, der ominöse Solarherd in Trichterform.
Hier (nach 30 min. Bauzeit) das erste Mal in Betrieb.

Den hab ich deswegen gebastelt, weil ich neugierig war.
Ob die Sonne wirklich meine Erdäpfel weich kriegt, mir ein Brot bäckt und das Teewasser aufkocht?
Ob das wirklich so einfach geht?
Ob das eine Alternative ist zum normalen Kochen?
Wie kochen eigtl. Menschen in Gebieten, wo Strom nicht ist, und Brennholz zum Kochen Mangelware geworden ist? Ursprünglich wurden ja viele Solarherde für eben solche Problemfelder entwickelt.
Unsereins kanns ja auch nicht schaden, sich im Hochsommer einmal von der Sonne bekochen zu lassen.
Also: geht das?
Das Ergebnis:
  • Es geht!
  • Diverse Bauanleitungen gibt es hier: http://www.solarcooking.org/ Für jedes handwerkliche Geschick und Geldbörsel. Ich hab für meinen Solarherd alles im Haus gehabt, bzw. den großen Karton einfach aus dem Altpapier gefischt. Nur Einmachglas und schwarzen Lack musste ich kaufen. (Das sind - öh... 6 €)
  • Bauzeit: 30 min., Schwierigkeitsgrad: sehr einfach.

Werden Dinge wirklich gar?

  • JA! Vor allem: der Behälter wird heiß, SEHR HEISS! Also, nicht wie ich die Sonnenkraft unterschätzen und ohne Handschuhe hantieren. Sonnenbrille ist auch ein Muss.
  • Allerdings: es braucht eben seine Zeit. Je weiter weg vom Äquator desto mehr, klarerweise. Mit Sonne direkt überkopf geht's natürlich am Schnellsten. D.h.: die Konstruktion gegen 11 in die Sonne stellen, und gegen 14 Uhr wiederkommen, dann isses meist geschafft. Wer das Glück hat, eine große, freie Fläche zu haben auf die kein Schatten fällt, muss den Solarherd noch nicht einmal weiterdrehen (sonst ca. alle 1 1/2 Stunden). Umrühren oder Kontrollieren ist auch nicht nötig. Dinge können nicht anbrennen. Reis o.Ä. sollte man vielleicht aber einmal schütteln, damit er schön gleichmäßig gekocht wird.
Und so schaut's dann aus:

Klein geschnippeltes Allerlei, eine Geschmacksbombe sondergleichen!

das spricht dafür:
  • Demjenigen, dem so wie mir (rein zufällig übrigens) der Strom abgedreht wird, erklären sich die Vorteile von selbst, denke ich.
  • Wer Hitze und Sonne hat, und vielleicht Stromkosten sparen möchte, kann's ja auch einmal probieren. Ich erinnere daran: ich habe Essen gekocht in Österreich, in einem etwas überschatteten Garten. Also: wer will, der kann.
  • Der Geschmack! Ich bin ein Gourmet, ja wirklich. Und ich bin völlig von den Socken. Ich würde ja jedem so einen Herd empfehlen, einfach um einmal zu erleben, was sonnengeküsst wirklich bedeutet. Gemüse z.B. kann ja ganz und gar in seinem eigenen Saft garen, der dabei aber nicht verloren geht. Es wird weich, aber nicht lasch. Ich selbst wusste gar nicht, wie viele subtile Noten so ein bisschen Zwiebel und Tomate eigentlich haben kann.
  • Das Essen wird schnell zusammengeschnippelt, eingefüllt und durchgeschüttelt. Dann kann man es sich selbst überlassen. Sehr praktisch.
  • Im Campingurlaub ist ein Sonnenherd als zusätzliche Kochhilfe sicherlich auch nicht zu verachten.
  • Aus Gründen reiner Neugier, puren Forscherdranges und zur Weiterbildung macht mir der Solarherd großen Spaß. Die Energie der Sonne so angewandt zu erleben, zum Beispiel, ist schon interessant. Ich kann mir vorstellen, dass Kinder an sowas ihre Gaudi haben könnten.

und das spricht dagegen:

  • Das Kochen mit Solarherd ist stark an Höhen- und Wetterlage gebunden. Bei obiger Konstruktion ist Wind allerdings kein Problem.
  • Es braucht zu Beginn ein bisschen Experimentierwillen und Geduld.
  • Fastfood geht klarerweise net. Je nach Gericht (vom einfachen Wasseraufkochen bis zum Fleischgaren) braucht's zwischen 1-3 Stunden.
  • Mit Solarherd wird dann gekocht, wann im Sommer normalerweise niemand essen will; nämlich zu Mittag. Die Konstruktion einfach stehen zu lassen hält das Essen allerdings für einige Stunden warm und verkocht es auch nicht. Für total Motivierte gibt es die Möglichkeit, sich einen sogenannten Heuofen zu bauen, ebenso einfach und billig wie der Solarherd selbst (Anleitungen auch auf solarcooker.org), der das Essen ganz ohne Strom ewig heiß [!] hält.
  • Wer für mehr kocht als für 2-4, muss sich einen größeren Herd bauen (oder einen zweiten).

So, ich geh jetzt essen.

3 Kommentare:

sam hat gesagt…

Wow:)
Ich hoffe trotzdem für Dich, dass Du wieder Strom gekriegt hast?

Ich habe hier (mit Holzherd) schon aus Holzspargründen mit einer Kochkiste (Anleitung aus einem Pfadfinderhandbuch aus den 50ern) experimentiert - haut auch prima hin. Es gab: Kartoffeln, Linsen, so eine Art Pichelsteiner, Gulasch - so die suppigen Eintopfsachen wie bei dir.

Ankochen und für zwei, drei Stunden in die Kiste, die in meinem Fall erst mit Decken und Stroh, dann mit Steinwollematten gedämmt war, aber ein altes Federbett tuts auch.

Grüsse, Sam

der Gauzibauz hat gesagt…

Hi Artemis,
ich find die Idee toll!
Hab richtig Lust das auszuprobieren denn der Geschmack im geschlossenen Gefäss MUSS einfach umwerfend sein. Und wenn keinerlei Gefahr besteht, dass das Gargut zerkocht ist das für mich doppelt gut.
Grüsse//Erika

Ursel hat gesagt…

Klasse,

ich werde es ausprobieren.
Muss ich ja wohl, wenn ich schon in Brasilien lebe :)

LG Ursel