Sitze bei einer Freundin im Bett, sie hat einen Arzttermin, ich habe drahtlosen Internetzugang, jede Menge Zeit (einen gesamten Tag!) um die Seele baumeln zu lassen und dazu guten Tee. Gestern schöner, inspirierender Abend unter Mädchen. Tut immer gut.
Jetzt wo Weihnachten naht, dämmert mir langsam: zurückkehren wird hart werden. Allen Auslands-Studis geht es so, egal ob Austausch oder Master oder einfach nur so. Hier verändert sich jeder so rasend schnell. Zu Weihnachten werden viele viele "neue" Menschen zurück fahren in Städte, zu Freunden und Familien, die sich im Vergleich zu ihnen kaum verändert haben. Viele Worte werden vergeudet werden im Versuch, das Anders-Sein zu erklären. Die Weg-Gegangenen werden ganz hoffnungslos angesichts der gähnenden Nicht-Veränderung, die Daheim-Gebliebenen sind ein bisschen enttäuscht, weil sich äußerlich am Weltfahrenden nicht wirklich was geändert hat (wo bleiben die grünen Haare, die radikalen Ansichten, das völlig veränderte Gesicht?), warten auf exotische Berichte - aber es kommt nix. Die Weltenbummler wissen nicht wirklich, wie sie ihren inneren Wandel in Worte packen sollen. Oder sie sind Realisten und haben erkannt, dass dieses Unterfangen sowieso scheitern würde. Alles ist gleich und trotzdem ganz anders.
Und dann kommt auch noch dazu, dass so ein Austausch-Studi seine Metamorphose vielleicht gar nicht erklären möchte... Die meisten entdecken im Erasmus-Jahr sowas wie die spirituelle Nabelschnur, ein Urvertrauen in das Leben und seine wunderbaren Wendungen, erleben Beseelendes, Beatmendes, Belebendes. Sowas lässt sich nicht immer gut vor versammelter Mannschaft an Omas Küchentisch besprechen. Und dann bleibt auf die Frage: "Wie geht's dir im Auslandsjahr?" eben nur: "Danke, fantastisch!"