Dienstag, 4. September 2007

yamas: satya

satya
sanskrit für: Wahrhaftigkeit, Ehrlichkeit, Wahrheit


Weitere Bedeutungen:
  • Wahrhaftigkeit als Unwandelbarkeit. Satya ist das, was immer ist und keinerlei Veränderung unterliegt. Der menschliche Geist im Zustand der Zerstreuung, der menschliche Körper, der Wandel des Lebens im Allgemeinen sind damit nicht Satya. Wahrhaftigkeit beschreibt den unveränderlichen Kern, das Ewige hinter dem Fluss der Ereignisse.
  • Satya als Höchstes Bewusstsein (purus'a). Es vereint Ehrlichkeit mit Gewaltlosigkeit (ahimsa):

"Bevor du sprichst, frage dich: ist es ehrlich, ist es sanft, ist es besser als das Schweigen?"


Ein Fürst aß mit Vorliebe gedünstete Tomaten. Er konnte sich nicht satt davon essen. Er hatte sogar einen besonderen Diener, dessen einzige Aufgabe darin bestand, die Tomaten so schmackhaft, wie nur möglich zuzubereiten. Der Herrscher schwärmte: „Wie herrlich ist doch dieses Gemüse. Wie göttlich ist ihr Geschmack. Wie prächtig sie aussehen! Gedünstete Tomaten sind das Beste, was es auf derErde gibt.“ „Jawohl, mein Herr,“ antwortete der Diener.
Am gleichen Tag noch aß der Herrscher in seiner Gier so viele Tomaten, dass es ihm schlecht wurde. Der Magen drehte sich ihm um und dieTomaten erblickten auf umgekehrtem Wege wieder das Tageslicht. Er stöhnte: „Nie wieder gedünstete Tomaten. Dieses hinterhältige Gemüse will ich nicht mehr sehen. Allein ihr Anblick und der Gedanke an sie erzeugen mir Übelkeit. Tomaten sind das scheußlichste Gemüse, das ich kenne.“ „Jawohl, mein Herr,“ antwortete der Diener. Da wurde der Herrscher stutzig. „Heute Mittag, als ich noch von der Herrlichkeit der Tomaten sprach, stimmtest du mir zu. Jetzt, da ich über ihre Gräßlichkeit spreche, stimmst du mir wieder zu. Wie läßt sich das vereinbaren?“
„Herr,“ sagte der Diener, „ich bin dein Diener und nicht der Diener der Tomaten.“

  • Ehrlichkeit... wenn ich von mir spreche: den Punkt finden, wo ich meine Gedanken wahrhaftig ausdrücke, ohne zu viel zu sagen. Selbst wenn mein Gegenüber das nicht merkt - ich muss mich gelegentlich fragen, wo Ehrlichkeit in Striptease umschlägt.
  • Ehrlichkeit - zunächst einmal die Unehrlichkeit eingestehen. Da ein bisschen an der Wahrheit geschraubt, dort zu schnell geschlussfolgert, woanders unangenehme Details zugunsten einer geschönten Version erfolgreich vergessen...
  • Mut. Erkennen, eingestehen: Ich bin nicht da, wo ich sein sollte. Oder besser: ich bin nicht vollkommen da, wo ich eigentlich bin. Meine Worte entsprechen nicht meinem Wünschen, meine Ernährung nicht meinem Hunger, meine Gedanken nicht meinem Ziel, meine Asanas nicht dem, was ich tatsächlich vermag und brauche.
  • Wo liegt Satya? Ich finde sie zum Beispiel in Balance-Haltungen - hier zeigt sich am Besten, wo der Mensch gerade wirklich steht, wo die Gewichtung tatsächlich liegt. Je weiter Gedanken, Atem und Körper von Satya entfernt sind, desto unbeständiger und wackeliger ist auch die Pose. Schummeln hilft hier kaum weiter, sondern nur Rückbesinnung in das, was Satya neben Ehrlichkeit noch bedeutet, nämlich "höchstes Bewusstsein". Das Gleichgewicht zu schulen bedeutet auch, das Unveränderliche, Ewige und Wahre inmitten des Wandels zu suchen, zu entfalten und auszudrücken. (Gleichgewicht finden lässt sich wunderbar in sämtlichen Variationen von Baum, Krähe, Tänzer, Adler)

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