"Da hast du eh aus einem guten Grund aufgehört", sagt die Freundin, "nicht wegen so einem Blödsinn wie - dass dir die armen Tiere Leid tun!"
Ja - Mitgefühl zählt nix! Dass es viel Blut und Leid kostet, dass mich die Wurst aus meiner Semmel anlachen kann, war mir egal. Erst als sie mich zuviel gekostet hat, hab ich ihr Adieu gesagt.
Heute aber, mit der nötigen Entfernung, kann ich mir eingestehen, dass mir die armen Tiere schon Leid tun und dass ich sie auch deshalb nicht mehr esse. Ich kann es auch wagen, gut hinzuhören, wenn ich am Schlachthaus vorbeigehe.
Mit der nötigen Entfernung erscheint es mir immer absurder, Fleisch zu essen. In mein Leben passt das nicht mehr. Vielleicht hat es mit dem Yoga zu tun - auch andere berichten, dass sich ihre Praxis irgendwann bis zum Teller erstreckt hat.
Ja, wir sind schon Gutmenschen!
Ich weiß übrigens, dass auch das Gemüse für mich sterben muss. Die Frage, ob es dann überhaupt sinnvoll ist, sich über die Wertigkeit von getötetem Getier und Gemüse den Kopf zu zerbrechen, werde ich hier trotzdem nicht zu beantworten versuchen.
Tatsache ist, dass es einen unendlichen Aufwand bedeutet, dass heute jeder Westler täglich und zu Spottpreisen Fleisch konsumieren darf. Zusätzlich zum Menschen müssen Tiere ernährt werden.
Es muss auch niemand darüber aufgeklärt werden, wie diese Tiere ihr Leben verbringen.
Diese Tatsache erschüttert aber in etwa so stark, wie die schwarz-weißen Aufschriften auf den Zigarettenpackungen wirksam sind.
Das Fleisch auf dem Teller kommt mit einem ganzen Rattenschwanz an Ideologien und Vorstellungen daher. Es ist gesund. Es macht stark. Und das Protein brauchen wir auch. Hätte ich anders als aus Zufall mit dem Steak Schluss gemacht? Nein. Zu groß wäre die Verunsicherung gewesen. Der Verzicht! Und was soll ich dann noch kochen und essen?!
Aber so bin ich eines Tages aufgewacht und habe festgestellt, dass ich seit Monaten unglaublich gut esse. Ohne Fleisch. Wie konnte das geschehen?
Also - seht ihr, ich bin nicht gefühlsduselig. Ich lasse mich nicht von den Berichten über die armen Schweine, über die armen Kälber, über die armen Hühner und die leergefischten Meere überzeugen. Bei mir fanden nur monetäre Argumente Gehör. Damit komme ich auch bei den Fleischessern sehr gut an. Die haben nämlich nicht das Gefühl, dass ich ihnen ein schlechtes Gewissen machen will. Sie hören mir zu und dann, ganz hinterhältig, schlage ich zu!