Donnerstag, 14. Dezember 2006

zeiger


Morgen früh fährt mein Freund nach Hause, am Montag ich. Ich freue mich auf 4 Wochen mit Freunden, Maroni, gutem Bier und Erhebungen im Gelände die nicht nur aus Laub bestehen. Ich freue mich auch auf weniger Regen.
Ich werde alle Baumfreunde besuchen und meinen Lieblingsplatz am Fluss aufräumen.
Außerdem endlich wieder Yoga unter Aufsicht betreiben,
und auf dem Schlossberg über die Stadt blicken.
Raucher in den Lokalen (obwohl sie mir nicht abgegangen sind...)
In der letzten Woche kommt der Herzensmann mich besuchen. Darauf freu ich mich natürlich auch sehr.

Ich bin neugierig, gespannt - fast so stark wie vor meiner Abreise hierher. Der Zeitpunkt ist genau richtig: zurückkommen und mich vom Vertrauten umfangen lassen wie von einer schützenden Haut. Hinuntersinken. Körper und Geist Zeit geben, das Gelernte und Erlebte zu integrieren: 4 der Schwerter.

Und obwohl die Freude auf die Heimreise über die Panik gesiegt hat, merke ich, wie irgend etwas in mir langsam aber sicher durchzudrehen beginnt. Nur noch ein Semester! Nur noch ein Semester!!! Die 4 Monate hier sind vergangen wie 2 Jahre und 4 Wochen zugleich. Ich werde in Wien landen und mich fühlen als wäre ich gestern durch den CheckIn spaziert. Plötzlich wird es Juni sein und ich werde meine Zeugnisse holen und die Koffer packen. Und dann frage ich mich, woher der Liebste die Ruhe nimmt, mit der er den rasenden Zeigern begegnet...

Gut, er hat 6 Jahre Lebenserfahrung mehr, 6 Jahre mehr um zu lernen, dem Leben zu vertrauen. Ich stecke grade mitten im Training. Gehe die Wände rauf und runter oder heule unter der Dusche; mag nicht spüren wie vergänglich alles ist. Dann fange ich an, Rechenübungen zu machen: ist es deswegen so schön, weil es so begrenzt ist? Wenn unsere Beziehung nicht mehr so schön ist, wird sie dafür länger?

Dann breche ich irgendeinen Streit vom Zaun, am Ende lachen wir und alles ist wieder ganz natürlich, frei, selbstverständlich. Die Zeit vergeht wieder wie im Flug. Mist.

Es hilft wohl alles nix und ich muss einsehen, dass mein Wunsch in Erfüllung gegangen ist - ich liebe einen Mann der mich liebt und wir befreien uns gegenseitig. Und über allem hängt ein Totenkopf.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Alles ist Illusion
Liebe ist Ironie

Leben ist Illusion und Ironie
Leben ist im Endeffekt nichts

Carpe diem
Carpe noctem

Anonym hat gesagt…

ich finde es schön zu lesen, dass dir bewußt ist das es um vertrauen geht. ich wünsche es dir. habe auch einmal eine zeit im ausland verbracht.. und die abreise/rückreise hat mir noch mehr angst gemacht als die hinreise... aber ich habe es überlebt und bin um eine/viele erfahrungen reicher... guten flug und *vertrauen in den raum schick

artemis hat gesagt…

Hallo my am,
ja, das Zurückkommen ist irgendwie viel schwieriger als das Wegfahren. Ich versuche grade draufzukommen, warum genau das so ist?
Ich sehe aber, dass das Leben "danach" genauso schön und erfüllt ist; was ich mir zur Zeit einfach nicht vorstellen kann :)

Aber es stimmt schon, man packt ja nicht einfach seine Koffer und es ist vorbei, sondern trägt die Erfahrungen für immer mit sich... Was ich aber schon sehe: endgültig mag ich in meine Heimatstadt nicht zurückkommen. Es war schon immer mein heimlicher Traum, mehr oder weniger nomadisch zu leben.
Jetzt fühle ich, dass die Angst davor, meine Zelte abzubauen und weg zu ziehen, vollkommen verschwunden ist.

Anonym hat gesagt…

wie schön :)