Ein Kreis schließt sich – ich drehe mich auf der Spirale eine Ebene höher. Ich sterbe ein kleines Stückchen mehr auf dem Weg zur Vollendung:
Januar – die Zeit, in der mich die Todesangst packt. Ich liege wach, warte darauf, dass mein Herz einfach zu schlagen aufhört – was wird passieren?
Ich stelle mir das Sterben vor; ein großes, letztes Ausatmen… oder vielleicht ein Eingeatmet-Werden von der Welt.
Überhaupt, das Atmen…
Ich lasse die Welt in mich durch meine Arme, meine Lungen, aber vor allem durch mein Herz. Ich breite die Arme aus, im Yoga, ich atme mich selbst groß und frei, bis sich mein Innerstes so geräumig anfühlt wie ein ganzes Universum. In solchen Momenten erkenne ich, dass in mir Platz ist für die Fülle und Vielfalt der ganzen Welt; ohne Wertung, bloß bestaunend, haltend, und voller Freude.
Yoga ist das „Joch“, das bindet. Keine Unterdrückung, sondern Zusammen(d)rücken und Vereinigen aller Teile. Gliedmaßen bewegen sich zueinander, Gelenke verankern sich ineinander, geben Stabilität und Kraft. Aus ihr kann echte Größe wachsen:
eine Dehnung, die umso höher wächst, je mehr die Muskeln in den Tiefen sich daran erfreuen lernen, ihr Halt zu geben.
Wie weit reicht dann meine Dehnung?
Wie weit strecke ich meine Körperwelt in die Außenwelt hinaus?
Wie weit getraue ich mich, die Verkettung zu erkennen?
Dem Baum, der mir jetzt als Unterlage für mein Frühstück dient, oder auch für den Computer, an dem ich jetzt schreibe?
Bis zum Bauern, der mir meinen Nachmittagskaffee gepflückt hat?
Ich gehe auf Boden, der schon viele vor mir getragen hat: ich atme dieselbe Luft wie sie, ich höre ihre Musik, lebe in ihren Häusern, betrachte ihre Bilder, lese ihre Bücher.
Mit einem offenen Herzen die Welt berühren heißt für mich, selbst in sie hinein zu gleiten und die Welt zu werden.
2 Kommentare:
hallo artemis, sterben heißt auch ein stück neu-geboren werden. ich denke, wir alle sterben viele kleine und große tode innerhalb unseres lebens. darauf folgt dann eine art wiedergeburt, ein neues einlassen auf das leben selbst, bloß in der spirale eine stufe höher.versuche derzeit vertrauen, gelassenheit, getragen werden vom leben selbst, vom spirituellen getragen sein, getragen werden, zu erspüren, zu leben. dinge mit humor und leichtigkeit anzugehen. veränderung, unerwartetes zuzulassen, mit dem was sich bietet, zu fließen.hab selbst sehr viel innere weite im körperinneren beim und nach dem bauchtanz erlebt. es war ein gefühl, als passte ich hinterher durch keinen türrahmen mehr hindurch. befreiung pur.gabi
ja, das mit dem getragen-werden ist ja auch so eine meister-übung...
ich steig mir gern selbst auf die füße, weil ich einfach so eine ehrgeizlerin bin; nach dem motto: "jetzt muss ich mich aber mal richtig fallen lassen und heiter und gelassen sein!"
geht natürlich in die hose. ist aber auch sehr lustig.
aber gerade yoga ist eine wunderbare übung; um den ehrgeiz in richtige bahnen zu lenken und sanfte kraft zu erlernen. jeder hat so seine schwachpunkte; gelenke die nicht nicht so beweglich sind wie andere, einen unruhigen atem, steife muskeln an manchen stellen. je mehr ich den jetzt-zustand annehme und versuche, mich auf die einstellung zu konzentrieren, die eine haltung von mir verlangt, desto schneller entspannt sich der körper, vernetzt seine muskeln, dehnt sich von innen, macht sich frei und stark... wie du sagst, am ende passt man durch keinen türrahmen...
hab in den letzten wochen beinah täglich geübt und eine kraft entwickelt, für die ich sonst wahrscheinlich über monate gewichte heben müsste (das freut natürlich die ehrgeizlerin). mein ganzer körper sieht irgendwie anders aus; länger, stärker. schon erstaunlich!
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